130 Jahre Brass Band Kirchenmusik Flühli – denkwürdige Feier
Am Sonntag, 15.Sepember begrüsste Aktivmitglied Roland Distel die Anwesenden im vollen «Kurhaus»-Saal. Er freute sich besonders, dass alle Dirigenten der letzten 55 Jahre dabei sein konnten. Nebst hohem musikalischem Anspruch an Konzerten und Wettbewerben setze die BBKMF seit jeher auf gesellige Anlässe im kameradschaftlichen Rahmen. So beim Fassdouelirennen am Hirsmändig oder am Familienpicknick. Ausserdem engagiere sich der Verein an Anlässen wie der Kaffee-Schnaps-Wanderung oder der Alpabfahrt, sagte er.
Beim Glasersäli waren für das Jubiläum Trouvaillen aus vergangenen Zeiten wie Berichte, Fotos und natürlich die früheren Uniformen ausgestellt. Ein Kurzfilm mit alten Aufnahmen sorgte zusätzlich für nostalgische Gefühle. Da hörte man viel Fachsimpeln und oftmals die Worte «Weisch no?».
Wegbereiter Röbi Balmer
Im ersten Block wurde Röbi Balmer von Ruedi Emmenegger befragt. Röbi prägte die Band wie wohl kaum ein anderer Dirigent. Er übernahm im Jahr 1969 und sorgte massgeblich dafür, dass aus dem Verein eine ambitionierte Brass Band wurde. 1970 erfolgte die Umstellung auf Brass-Band-Besetzung. Dies schuf ganz neue musikalische Möglichkeiten. Balmer war es auch, der eine erste Musikschule in Flühli mitinitiiert hatte, welche fortan für bessere Möglichkeiten zur musikalischen Ausbildung sorgte.
Auf Nachfrage, was noch für die musikalische Entwicklung entscheidend gewesen sei, erwähnte Röbi Balmer speziell das Engagement der jungen Mitglieder durch Solowettbewerbe oder Musiklager. Der Ehrgeiz sei immer gross gewesen, was die Band vorangebracht habe. Unter seiner Führung gelangen auch die ersten grösseren Wettbewerbserfolge, darunter 1983 der Schweizer Meistertitel in der 1. Stärkeklasse.
Immer weiter entwickelt
Nach der Vorspeise folgte das Interview mit Pascal Eicher. Der Jurassier übernahm 1989 den Dirigentenstab von Röbi Balmer. Er habe sich bei der Durchfahrt am Glaubenbielenpass einst in die Region «verliebt» und sich daher auf die Dirigentenstelle beworben. Dabei stellte Interviewer Benno Wicki fest, dass Eicher auch Hockeyprofi hätte werden können, dann aber doch die Musikkarriere vorgezogen habe. Eicher blieb bis 1995 und meinte: «Es war ein wunderbares Abenteuer, dass ich stets im Herzen trage.» Unter seiner Führung konnte die BBKMF am Schweizerischen Brass Band Wettbewerb (SBBW) oder an Musikfesten ebenfalls auf kantonaler und eidgenössischer Ebene grosse Erfolge feiern.
1995 übernahm ein damals «blutjunger» Berner Oberländer den Taktstock. Philippe Bach war erst 21 Jahre alt, als er in Flühli startete. Er erinnerte sich im Interview: «Es war damals eine echte Chance. Eigentlich habe ich hier das Dirigieren richtig erlernt.» Bis 2003 blieb er der Band treu. Ausserdem lernte er hier seine heutige Frau, Patrizia Bach-Renggli, kennen. Beide, Pascal und Philippe, betonten die grosse Kollegialität und den «Spirit» in der BBKMF, der auch heute deutlich spürbar sei. Sie würden die Freundschaften innerhalb der Band schätzen, die bis heute andauern.
Erfolg und Verbundenheit
Das Interview mit Hervé Grélat folgte im Anschluss an den Hauptgang. Der Jurassier übernahm im Herbst 2003 als Dirigent. Er nahm den weiten Weg vom jurassischen Porrentruy bis 2013 auf sich und meinte: «Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist.» Doch schon beim Vordirigat habe er gemerkt, was in der Band stecke und sei sofort begeistert gewesen. Er habe sich immer sehr wohl gefühlt «im Flühli». Diese Begeisterung war gegenseitig, denn Grélat führte die BBKMF an vielen Konzerten und zu zahlreichen musikalischen Erfolgen, darunter dem Sieg am Eidgenössischen Musikfest 2006 in Luzern. Seine ruhige Art und das überaus genaue Dirigieren, «fast wie ein Metronom», bleiben in bester Erinnerung.
2013 übernahm Armin Renggli aus Wauwil den Dirigentenstock der BBKMF: als erster Luzerner seit knapp 25 Jahren und mit Entlebucher Verwandtschaft «quasi ein Einheimischer». Auch Renggli führte die erfolgreiche Arbeit seiner Vorgänger fort. Seine Power und enorme Ausdruckskraft konnte er auch stets auf die Bühne übertragen. In seiner Wirkungszeit schafften die Flühler den Sprung von der 1. Stärkeklasse in die Elite.
Neben zahlreichen neuen Konzertevents der letzten Jahre wie Brass@Adler, Golf&Brass oder Brass&Dine leitete Armin Renggli diesen nächsten Entwicklungsschritt der BBKMF mit ein. Als Lohn der harten Arbeit klassierte sich die Band im Herbst 2023 auf dem 3. Rang der Elite-Brass-Bandsam SBBW in Luzern.
Jubiläums-Komposition
Manuel Renggli war als «junger Büebu» Mitglied der BBKMF. Nun ehrte der Dirigent, Komponist und Lehrer die Flühler mit einer Komposition extra zum130-Jahr-Jubiläum. In «Chessiloch» vertonte er Eindrücke der Natur, der Region und aus der Kirchenmusik Flühli. Neben den anderen musikalischen «Schätzen», mit denen die BBKMF unter dem neuen Dirigent Peter Stadelmann das Publikumspürbar begeisterte, erhielt dieses Werk tosenden Applaus.
Zum Abschluss des offiziellen Teils dankte BBKMF-Präsident Tobias Zemp allseitig. Er freute sich, dass mit Peter Stadelmann erneut ein kompetenter Dirigent gefunden werden konnte und hoffe, dass Peter die Kirchenmusik Flühli lange leiten werde.